Monat: Mai 2017

Tanzstudio Helga ist Geschichte – aber was für eine!

Helga von Wietzlow ist im Alter von 101 Jahren gestorben.

Ihre Tanzkurse in der respektablen weißen stuckverzierten Stadtvilla am Hohenzollerndamm in Hannover, beste Lage an der Eilenriede, waren legendär. Dem Anspruch nach keine Tanzschule, sondern DAS Tanzstudio in Hannover. Spezialität Offizierstanzkurse – am damaligen Standort der Heeresoffizierschule der Bundeswehr.

Die eiserne Disziplin, die Helga als Tanz- und Gesellschaftslehrerin von anderen forderte, lebte sie selbst: Auf ihre tolle Figur war sie stolz, nicht ohne ihren Eleven zu erklären, dass man dafür was tun müsse, dass man sich nicht gehen lassen dürfe. Bildhübsch und charmant vermittelte sie dynamisch Lebensfreude durch Können und Erfolg. Ab dritter Ehe „Helga von Wietzlow“. Sportwagen, Italien, oben angekommen.

Es ging zackig zu.
Jedes Paar tanzte einzeln über die Diagonale des langen Parkett-Spiegelsaales. Unvergessliches Bild, wie die Röckchen beim Quickstep hin- und herflogen.

Pause: „Die Herren laden nun ihre Damen zu einem Piccolöchen ein.“
Im Hintergrund murmelte ein Oberkomiker „Sitzen, saufen, Umsatz steigern.“
Da war nix mit Herva, dem damaligen Standard-Prickelwasser. Nein, hier gab es nur Besonderes.
Also Deinhart-Sekt.  (Schreibfehler beabsichtigt)
In diesem Ambiente passender als Söhnlein oder gar Herva mit Mosel.

Meine Tanzpartnerin Inge meinte, wir sollten mehr üben. Zusätzlich zur wöchentlichen Tanzstunde. Bei ihr.
Was sie dort üben wollte, begriff ich erst, als sie mir ein aufmunterndes „Trau dich“ ins Ohr flüsterte und dabei keck den ersten Knopf ihrer Bluse aufmachte. Prachtweib mit resolutem Charme.

Außer wunderbaren Erinnerungen bleibt mir noch das Deutsche Tanzsportabzeichen:
„Offizielle Auszeichnung für gutes Tanzen und körperliche Fitness.“

Danke an Helga von Wietzlow, danke an Inge.

Liebe im Krieg – zum Kriegsende am 08. Mai 1945

Vermutlich 1940 in Frankreich: Papa und "sein" LKW mit "Erika"-Beschriftung

Vermutlich 1940 in Frankreich: Papa und „sein“ LKW mit „Erika“-Beschriftung

Mein Vater kam mit vielen Verletzungen, aber lebend aus dem Krieg zurück. Mit seiner Erika war er über 50 Jahre lang verheiratet.
Nach dem Krieg wurde er strikter Antimilitarist. Ich bekam das handfest demonstriert:
An Fasching verkleidete ich mich als Cowboy, natürlich mit Pulverplättchenpistole „Peng Peng“.
Als Papa das sah, riss er mir wütend die Spielzeugpistole aus der Hand, warf sie unglaublich weit weg und schrie mich an: „Du erschießt mir niemanden!“

Hat gewirkt. Kriegsdienst verweigert. Und bisher noch niemanden erschossen.